Reetdachhaus: Das müssen Sie wissen
Typisch norddeutsch und aus nachwachsenden, ökologischen Naturmaterialien: Das Haus mit Reetdach hat eine jahrtausendealte Tradition. Allerdings sind Reetdach-Kosten im Vergleich zu anderen Dachformen vergleichsweise teuer. Grund dafür sind bestimmte Zusatzausgaben, die beachtet werden müssen. So sind spezielle Brandschutzvorkehrungen schon bauseits zu erbringen, es muss eine Feuerversicherung abgeschlossen werden, und viele Ausführungen der Dachteile fallen teurer als bei herkömmlichen Dächern aus.
Zusätzlich entstehen laufende Kosten durch einen erhöhten Pflegeaufwand des Reetdaches und bei Reparaturen an diesem muss unter Umständen importiertes und damit teureres Reet verwendet werden. Da sich zudem nur sehr wenige Dachdecker auf das Reetdach spezialisiert haben, können dadurch ebenfalls hohe Preise für das Reetdach anfallen.
Trotzdem lohnt sich die Investition, denn obwohl es sich um eine natürliche Dacheindeckung handelt, kann ein Reetdach bei richtiger Pflege und Ausführung eine relativ lange Lebensdauer zwischen 30 und 50 Jahren erreichen und trumpft dank der verwendeten, innen hohlen Schilfrohre mit einer besonders effektiven und dabei natürlichen Dämmung und Schallabsorption auf – ganz zu schweigen vom ländlichen Charme des Reetdachhauses.
Was ist ein Reetdachhaus?
Welches Material wird für ein Reetdach verwendet? Für die Dacheindeckung eines Reetdachhauses kommt getrocknetes Schilf (Reet) zum Einsatz. Schilfrohr als leicht verfügbare Ressource wurde nachgewiesenermaßen schon in der Steinzeit für das Decken von Dächern verwendet. Heute werden Häuser mit Reetdach vor allem im norddeutschen Raum, den Niederlanden, Flandern, sowie ländlichen Teilen Frankreichs, Englands und Skandinaviens gebaut.
Doch wie sieht ein Reetdachhaus nun aus? In der Regel wird ein Reetdach als Krüppelwalmdach mit Gauben, zum Teil mit Kapitänsgiebel, ausgeführt. Beim First gibt es regional verschiedene Varianten der Ausführung. Die traditionelle Gestaltung sieht Grassoden oder Heidekraut vor. Seegras, Wellplatten, Tonziegel und Kupfer sind weitere Varianten. Allerdings entscheidet die Firstgestaltung ebenfalls mit über den Preis.
Reetdächer werden mit einem recht hohen Neigungswinkel von über 45 Grad angelegt, um das problemlose Abfließen von Niederschlägen zu gewährleisten und so eine tiefergehende Durchnässung des Reetdaches zu verhindern. Den gleichen Zweck erfüllt der vergleichsweise große Traufüberstand (> 0,5 m).
Reetdachhaus bauen – das ist zu beachten!
Wer ein Reetdachhaus neu bauen und eindecken lassen will, sollte mit Zusatzarbeiten im Vergleich zu herkömmlichen Dacheindeckungen rechnen. Dadurch können weitere Kosten entstehen, die die Reetdach-Preise in die Höhe treiben.
- Die richtige Lattung: Zunächst müssen Reetdächer mit einer klassischen Lattung versehen werden. Bei komplett neu errichteten Gebäuden sollte man mit etwa acht bis elf Euro pro Quadratmeter Dachfläche für die Lattung rechnen. Bei einem 120 Quadratmeter großen Dach fallen hierfür Kosten von etwa 960 bis 1.320 Euro an.
- Feuersichere Konstruktion: Da Reet leicht brennbar ist, ist eine feuersichere Konstruktion unverzichtbar. Moderne Reetdächer führt man als hinterlüftete Kaltdächer aus. Damit der bautechnische Brandschutz hergestellt werden kann, müssen zusätzliche Brandschutzplatten verbaut werden. Pro Quadratmeter fallen dafür Kosten zwischen 40 und 50 Euro an. Die Gesamtkosten für ein 120 qm großes Reetdach belaufen sich also auf 4.800 bis 6.000 Euro.
Haus mit Reetdach richtig dämmen
Generell ist eine Zusatzdämmung beim Reetdach nicht notwendig, da dieses von Natur aus gut dämmend wirkt. Wer dennoch nicht darauf verzichten will, sollte auch bei den Dämmmaterialien auf natürliche Stoffe zurückgreifen. Bewährt haben sich Flachs, Hanf oder Schilfplatten sowie Mineralwolle. Zu beachten ist bei zusätzlichen Dämmstoffen, dass sie einen Schmelzpunkt von über 600 Grad Celsius aufweisen. Die Stärke der Dämmung wird als Bemessungswert angegeben. Verbreitet sind beispielsweise Hanfplatten mit einem Bemessungswert von 0,040 für die Wärmeschutzleistung oder Mineralwolle, die einen Bemessungswert von 0,032 aufweist. Die Kosten belaufen sich beim Hanf auf 25 bis 35 Euro, für das 120 qm Dach also auf 3.000 bis 4.200 Euro, bei Mineralwolle auf 30 bis 40 Euro pro Quadratmeter, also gut 3.600 bis 4.800 Euro.
Wie wird beim Haus das Reetdach konstruiert?
In der Regel wird das Reetdach gebunden, es kann aber auch vernäht werden. Dadurch lässt sich die Haltbarkeit dieser Dachform erhöhen. Allerdings benötigt man für die vernähte Konstruktion mehr Zeit beim Befestigen des Reets und die Kosten erhöhen sich, da die Reetbündel mit einem Draht befestigt werden. Wer eine schnellere Arbeitsweise wünscht, kann das Reetdach auch als geschraubte Variante ausführen. Diese verringert den Zeitaufwand deutlich. Reparaturen lassen sich zudem einfacher durchführen, wodurch auch deren Kosten sinken.
Wie viel kostet ein Reetdach pro Quadratmeter?
Für ein einfaches Reetdach werden pro Quadratmeter ungefähr 105 Euro fällig. Darin enthalten sind Reet und Dacheindeckung durch ein bis zwei Gesellen. Die Grundkosten belaufen sich demnach bei einer 120 Quadratmeter Dachfläche auf 12.600 Euro. Da aber die meisten Reetdächer mit mindestens ein bis zwei Gauben versehen sind, werden hier noch weitere Kosten fällig. Im Schnitt sollte man zusätzlich mit 1.400 bis 2.800 Euro rechnen. Die Gesamtkosten belaufen sich dann auf gut 15.400 Euro für das 120 Quadratmeter große Reetdach. Das Reetdach kommt zudem nicht für jede Dachform in Frage. Beispielsweise eignet sich Reet nicht für Flachdächer.
Wie lässt sich beim Reetdach sparen?
Bei den meisten Arbeiten im und am Haus werden die Kosten durch Eigenleistungen gesenkt. Anders sieht es beim Reetdach aus. Da hier eine gehörige Portion Erfahrung und Geschick sowie eine gute körperliche Kondition vonnöten sind, sollte man das Eindecken des Dachs mit Reet stets dem spezialisierten Dachdecker überlassen. Wer sich am Eigenbau versucht und dabei Fehler macht, riskiert Schäden am Dach, die teure Folgen mit sich bringen können.
Sparen lässt sich vor allem durch öffentliche Förderungen. Diese gibt es vor allem für denkmalgeschützte Gebäude. Sie werden von der Denkmalschutzbehörde vergeben, variieren aber je nach Region. Daher sollten sich Eigenheimbesitzer vor Ort informieren, welche Förderungen für sie in Betracht kommen.