Kapitänshaus – Wunderschön nordisch
Das traditionelle Kapitänshaus oder auch Friesenhaus gilt für viele angehende Häuslebauer noch immer als Idealbild des eigenen Häuschens. Es wird vor allem durch das Mauerwerk aus rotem Ziegelstein charakterisiert und ist meist mit einem Reetdach versehen. Allerdings gibt es auch moderne Friesen- und Kapitänshäuser, die nicht mehr zwingend in diesem traditionellen Look daher kommen.
Wie werden Friesenhäuser heute gebaut?
Heute lassen sich Friesenhäuser sowohl in Massivbauweise als auch in Form von Fertighäusern errichten. Auch ist die Gestaltung der Fassade nicht mehr auf das rote Ziegelstein-Mauerwerk beschränkt. Lediglich ein sichtbares Mauerwerk ist nach wie vor typisch für das Kapitänshaus, es wird meist in hellen und freundlichen Farben gehalten. Ob die Massiv- oder Fertighaus-Bauweise für das Friesenhaus eher in Frage kommt, ist eine rein subjektive Entscheidung. Unser Artikel zu Vor- und Nachteilen der beiden Bauweisen kann bei der Wahl helfen.
Nordische Häuser im Überblick
Der dritte Giebel – unverzichtbar für das traditionelle Friesenhaus
Unverzichtbar ist dagegen bis heute der dritte Giebel. Der Zwerchgiebel, der auch als Kapitänsgiebel oder Friesengiebel bezeichnet wird, steht an der Vorderseite des Hauses quer zum Dachfirst. Dabei ist dieser Friesengiebel nicht unbedingt nur seiner Optik wegen angebracht worden, sondern erfüllte und erfüllt eine wichtige Aufgabe, wenn das Haus mit einem Reetdach versehen ist, das als leicht entflammbar gilt. Im Brandfall kann nämlich der Friesengiebel den Haupteingang als Fluchtweg für die Bewohner schützen. Brennende und herunterfallende Dachteile fallen zunächst auf den Giebel, so dass der Fluchtweg frei bleibt.
Weitere Merkmale beim Kapitänshaus
Doch das Kapitänshaus hat noch weitere typische Merkmale, die wir im Folgenden kurz aufzeigen wollen:
- In der Regel wird das Kapitänshaus mit zwei Stockwerken gebaut.
- Ein Keller ist im Kapitänshaus nur selten zu finden.
- Die Türen sind in der Regel sehr hoch und groß angefertigt.
- Fenster dagegen sind im Friesenhaus eher klein gehalten. Meist handelt es sich um Sprossen- und/oder Rundbogenfenster.
Klassischerweise unterteilt man im Friesenhaus die Wohnbereiche auch in zwei grundlegende Gruppen:
- Empfangsbereiche für Gäste
- Private Räumlichkeiten
Im Erdgeschoss befindet sich meist ein großzügiger Eingangsbereich, in dem Gäste empfangen werden. An diesen schließt sich häufig ein weitläufiger Wohnraum an, der um die 40 Quadratmeter Fläche einnimmt. Im Obergeschoss dagegen befinden sich die privaten Räume, wie die Schlafzimmer und das Badezimmer. Der Zugang zu diesem Bereich bleibt den Gästen meist verwehrt, da er der Ruhe und der Privatsphäre vorbehalten ist.
Vorteile vom Friesenhaus
Aufgrund seiner charakteristischen Eigenschaften bietet das Friesenhaus zahlreiche Vorteile. Durch die besondere Bauweise vermittelt es Geborgenheit und Gemütlichkeit. Um zusätzlichen Platzbedarf abzudecken, lässt sich im Kapitänshaus der Spitzboden zu Wohnraum ausbauen. So können zusätzliche Kinderzimmer, Arbeits- oder Hobbyzimmer entstehen. Bei Bedarf kann auch eine Unterkellerung des Friesenhauses stattfinden, die allerdings den Preis schnell in die Höhe treiben kann.
Hat das Friesenhaus auch Nachteile?
So wie jede Medaille zwei Seiten hat, kommt auch das Friesenhaus nicht ganz ohne Nachteile aus. In der Regel träumen Bauherren, die mit einem Friesenhaus liebäugeln von dem Klassiker, wie man ihn vom Urlaub an der See kennt – also mit Reetdach. Allerdings hat gerade das Reetdach jedoch einige Tücken aufzuweisen:
- Reetdach bedarf Expertenwissen zur korrekten Errichtung
- Experten für das Reetdach stehen nicht überall zur Verfügung
- Die Experten werden ebenfalls für eine regelmäßige Wartung und Kontrolle des Reetdachs benötigt
- Das Reetdachhaus hat eine relativ geringe Standdauer von nur 25 bis 40 Jahren
- Durch das Reetdach entsteht eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Brandgefahren:
- Im Sommer kann das Schilf von der Sonne stark ausgetrocknet sein, wodurch die Brandgefahr steigt.
- An Silvester stellen Raketen und Knaller eine Gefahr für das Reetdach dar.
Aus genau diesen Gründen ist es auf den nordfriesischen Inseln, wo sehr viele Häuser mit Reetdach zu finden sind, untersagt, Feuerwerkskörper abzubrennen.
Kapitänshäuser – Bauvorschriften beachten
Gerade wer sich für das Kapitänshaus mit Reetdach entscheidet, sollte auch die geltenden Bauvorschriften berücksichtigen. In der Regel schreiben die Bauordnungen der Bundesländer nämlich bei den Weichdächern, zu denen das Reetdach zählt, einen bestimmten Mindestabstand zu den Nebengebäuden vor. Dieser Mindestabstand ist unter anderem abhängig von der Bauart der umliegenden Gebäude. Vergleichsweise gering fallen die Mindestgrenzabstände mit sechs bis zwölf Metern in den folgenden Ländern aus:
Dagegen schreiben die Landesbauordnungen der folgenden Bundesländer einen Mindestgrenzabstand von zwölf bis 24 Meter für Reetdach-Häuser vor: