Haus barrierefrei bauen: Alle Vorgaben auf einen Blick
Das Ziel, ein Eigenheim barrierefrei zu gestalten oder nachträglich anzupassen, bringt eine Reihe von Überlegungen mit sich, einschließlich potenziell erheblicher Kosten.
Hier erfahren Sie, wie Sie ein barrierefreies Wohnambiente schaffen können und welche finanziellen Hilfen zur Verfügung stehen.
Barrierefreiheit wird nicht nur aus ethischer Verantwortung, sondern auch aufgrund gesetzlicher Vorgaben umgesetzt. Landesbauordnungen schreiben vor, dass insbesondere öffentliche Einrichtungen und Mehrfamilienhäuser mit mehr als zwei Wohneinheiten barrierefrei gestaltet sein müssen. Bei privaten Ein- und Zweifamilienhäusern liegt die Entscheidung hingegen bei den Eigentümern.
Die DIN 18040: Richtlinien für Barrierefreiheit
Die DIN 18040 legt fest, wie barrierefreies Bauen zu erfolgen hat, einschließlich der Mindestbreite für Durchgänge und der optimalen Größe für Bewegungsräume. Sie spezifiziert außerdem Anforderungen an Bodenbeläge und Rampenkonstruktionen. Ursprünglich für öffentliche Einrichtungen konzipiert, lassen sich viele Vorgaben auf private Wohnräume übertragen.
Zum Beispiel darf die Neigung einer Rampe an der Haustür maximal 3% betragen, und Bodenbeläge dürfen keine Vertiefungen oder Unebenheiten über zwei Zentimeter aufweisen.
Definition und Umsetzung von Barrierefreiheit im Bau
Barrierefreies Bauen bedeutet, Wohnräume so zu gestalten, dass sie den Alltag aller Personengruppen erleichtern. Die Bedürfnisse variieren je nach Person: Während Rollstuhlfahrer breitere Türen benötigen, profitieren Gehörlose von visuellen Signalanlagen. Trotz unterschiedlicher Ausstattungen existieren Standards, die allgemein Barrieren minimieren. Vorausschauend barrierefrei zu bauen ermöglicht eine kosteneffiziente, bedarfsgerechte Umsetzung von Anfang an, im Gegensatz zur nachträglichen Modifikation bestehender Bausubstanzen.
Barrierefreie Grundrissgestaltung
Ein barrierefreier Grundriss sichert die Zugänglichkeit aller essentiellen Bereiche per Rollstuhl. Wesentlich sind dabei ausreichend breite Türen und genügend Raum zum Manövrieren. Offene Grundrisse, die Türen und Barrieren minimieren, sind hierbei vorteilhaft, doch auch andere Grundrissarten können angepasst werden, um Barrierefreiheit zu gewährleisten.
Grundlagen eines barrierefreien Badezimmers
Ein barrierefreies Badezimmer zu schaffen, bedeutet mehr als nur zusätzlichen Raum zu bieten – es erfordert sorgfältige Planung und spezielle Anpassungen der sanitären Einrichtungen, um für alle Personen zugänglich zu sein. Wesentlich ist, dass alle Elemente so gestaltet sind, dass sie ohne Hindernisse nutzbar sind:
Waschtische und Waschbecken müssen so konzipiert sein, dass sie unterfahren werden können, um den Zugang für Rollstuhlfahrer zu erleichtern. Die Auswahl der Armaturen sollte auf einfache Bedienbarkeit abzielen, idealerweise mit einem Einhebelmischer, der ausreichend weit in den Raum hineinragt.
Toiletten sollten so ausgestattet sein, dass alle Bedienelemente leicht erreichbar sind. Dies beinhaltet eine gut zugängliche Spülung und Toilettenpapierhalter sowie klappbare Stütz- und Hebehilfen, die die Nutzung vereinfachen.
Duschen müssen ebenerdig sein, um Stolperfallen zu vermeiden, und sollten über rutschfeste Böden und Haltegriffe verfügen. Eine Sitzmöglichkeit in der Dusche erhöht die Sicherheit, und die Duschabtrennung sollte nach außen öffnend gestaltet oder ganz weggelassen werden, um den Zugang zu erleichtern.
Badewannen benötigen Einstiegshilfen, und Modelle mit integrierter Tür bieten zusätzlichen Komfort und Sicherheit. Alle Armaturen sollten in einer Höhe angebracht sein, die auch aus dem Rollstuhl gut erreichbar ist. Thermostatische Mischbatterien schützen vor Verbrühungen, und berührungsgesteuerte Modelle sind für Personen mit eingeschränkter Motorik besonders vorteilhaft.
Für die Bewegungsfreiheit im Badezimmer sollte ein Mindestwendebereich von 1,50 mal 1,50 Metern für Rollstuhlfahrer vorgesehen sein. Neben der Toilette ist zusätzlicher Platz erforderlich, um den Transfer vom Rollstuhl zu erleichtern. Die notwendige Grundfläche für ein umfassend ausgestattetes barrierefreies Badezimmer umfasst mindestens 3,20 Quadratmeter und für Rollstuhlfahrer idealerweise 5,40 Quadratmeter.
Barrierefreiheit in der Küche: Ein Zentrum ohne Hindernisse
Die Küche, oft das Herzstück des Hauses, sollte so gestaltet sein, dass sie allen Menschen uneingeschränkt zur Verfügung steht. Für eine barrierefreie Küche ist es essenziell, dass alle Elemente wie Arbeitsflächen und Spülbecken ohne Hindernisse erreichbar sind.
Arbeitsflächen in der Küche sollten in der Höhe anpassbar sein, um sowohl stehenden als auch sitzenden Nutzern gerecht zu werden. Schränke, die sich elektrisch absenken lassen, bieten Zugang zu sonst unerreichbaren Höhen. Innovationen wie ausziehbare Schränke ermöglichen den Zugriff auf Utensilien in tieferen Ebenen. Das Kochfeld und der Ofen müssen so gestaltet sein, dass sie unterfahren werden können, wobei der Ofen idealerweise mit ausziehbaren Rosten und einer schwenkbaren Tür ausgestattet sein sollte. Die Gestaltung sollte den Verzicht auf Unterschränke berücksichtigen und mobile Einheiten wie Rollcontainer einplanen, um den Stauraum optimal zu nutzen.
Schlafkomfort ohne Barrieren: Das barrierefreie Schlafzimmer
Auch im Schlafzimmer ist eine großzügige Raumgestaltung essentiell. Die Möbel, insbesondere das Bett, müssen an die Bedürfnisse des Nutzers angepasst sein. Die ideale Betthöhe erleichtert das Ein- und Aussteigen, wobei Zusatzausstattungen wie Handläufe oder spezielle Wecksysteme für Hörgeschädigte den Alltagskomfort erhöhen können. Wesentlich sind auch leicht erreichbare Lichtschalter und ausreichend große Ablageflächen neben dem Bett. Umweltfreundliche und hypoallergene Materialien sind vorzuziehen, um die Gesundheit der Nutzer zu schützen. Der Kleiderschrank sollte so gestaltet sein, dass eine einfache Bedienbarkeit gewährleistet ist, etwa durch herunterziehbare Kleiderstangen und eine durchdachte Innenbeleuchtung.
Das barrierefreie Arbeitszimmer: Produktivität ohne Einschränkungen
Ein barrierefreier Arbeitsplatz ist entscheidend, um von Zuhause aus effektiv arbeiten zu können. Der Schreibtisch muss unterfahrbar sein und sollte eine verstellbare Höhe haben, um unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. Für Personen, die nicht im Rollstuhl sitzen, ist ein ergonomischer Bürostuhl unabdingbar. Wichtige Arbeitsutensilien sollten stets in Reichweite sein, wobei ausziehbare Ablagen das Erreichen von weiter entfernten Gegenständen erleichtern. Schränke mit gut zugänglichen Ablageflächen und Schubladen, die leicht zu bedienen sind, tragen ebenfalls zu einer barrierefreien Arbeitsumgebung bei.
Intelligente Haustechnik für Barrierefreiheit
Um ein Zuhause wirklich barrierefrei zu gestalten, muss gewährleistet sein, dass alle technischen Einrichtungen auch von Menschen mit körperlichen Einschränkungen problemlos bedient werden können. Dies umfasst die einfache Erreichbarkeit und Bedienung von Elementen wie Rollläden, Lichtschalter und Steckdosen. Besonders in der Küche ist darauf zu achten, dass Steckdosen nicht unzugänglich über Arbeitsflächen angebracht sind.
Moderne Smart-Home-Technologien bieten hier innovative Lösungen, indem sie es ermöglichen, Haustechnik bequem per Smartphone oder sogar per Sprachsteuerung zu bedienen. Dies erweist sich als besonders vorteilhaft für Personen mit Sehbeeinträchtigungen, obwohl die visuelle Zugänglichkeit von Apps eine zusätzliche Herausforderung darstellen kann.
Kostenfaktoren beim barrierefreien Bauen
Die Errichtung barrierefreier Wohnräume verursacht ähnliche Kosten wie konventionelle Bauvorhaben, typischerweise zwischen 2.000 und 2.500 Euro pro Quadratmeter. Zusätzliche Raumbedarfe für breitere Türen und Durchgänge sowie notwendige Aufzüge in mehrgeschossigen Gebäuden können die Kosten jedoch erhöhen. Der Bedarf an einer größeren Grundstücksfläche für ebenerdige Bauweisen kann ebenfalls zu höheren Gesamtkosten führen.
Die Kosten für die barrierefreie Sanierung variieren stark, abhängig von den spezifischen Anforderungen und dem Ausgangszustand des Objekts. Besonders kostenintensiv sind Anpassungen, die strukturelle Veränderungen wie das Erweitern von Durchgängen in tragenden Wänden erfordern.
Unterstützung und Zuschüsse für barrierefreies Wohnen
Um die Kosten für barrierefreie Umbaumaßnahmen abzufedern, bieten verschiedene Stellen finanzielle Unterstützung an. Kranken- und Pflegekassen können Zuschüsse von bis zu 4.000 Euro für Verbesserungen im Wohnumfeld gewähren. Weiterhin fördert die KfW-Bank den altersgerechten Umbau durch günstige Kredite oder direkte Zuschüsse, wenn nach dem Umbau die Kriterien für ein 'Altersgerechtes Haus' gemäß DIN 18040 erfüllt sind.